Frankreichaustausch 27.03. bis 04.04.06

Das Gauklermärchen
17. Oktober 2005
Französische Schülergruppe zu Gast in Fürstenau
19. Juni 2006

eiffel.jpgUnter welchen Rahmenbedingungen 2006 ein Schüleraustausch stattfinden sollte, das konnten die Väter des Elysée-Vertrages vor 43 Jahren nicht voraussehen, als sie formulierten: "Der deutschen und französischen Jugend sollen alle Möglichkeiten geboten werden, um die Bande, die zwischen ihnen bestehen, enger zu gestalten und ihr Verständnis füreinander zu vertiefen".

Lange stand der Austausch zwischen dem Lycée de Montgeron und der Gesamtschule Fürstenau auf der Kippe. Zu Beginn der Planungen kam es zu den schweren Unruhen, die sich im Herbst 2005 in den Pariser Vororten ausbreiteten. Kein günstiger Zeitpunkt, um Eltern und Schüler für das Vorhaben zu interessieren. Insbesondere auf französischer Seite gab es große Anlaufschwierigkeiten. Erst mit Hilfe eines Videofilmes, in dem die deutschen Schülerinnen sich selbst und ihre Schule darstellten, gelang es, auf französischer Seite die notwendige Teilnehmerzahl zu erreichen. Neue Unsicherheit kurz vor der Abreise am 25. März. Im Rahmen der Protestaktionen gegen die Arbeitsmarktreform wurden auch Schulen bestreikt und sogar von jugendlichen Schlägertruppen überfallen.

 

grp1.jpgDennoch lud der französische Schulleiter zum Kommen ein. Allerdings vermied die deutsche Gruppe am 28. März Paris und die Großdemonstration. Stattdessen standen ein Besuch der Künstlerkolonie Barbizon und ein Picknick mit den gastgebenden Partnern im Wald von Fontainebleau auf dem Programm. Anstelle einer geplanten Besichtigung von Schloss und Park – beide blieben vorsorglich geschlossen – erfolgte ein Abstecher in das südöstlich von Paris gelegene Evry, eine städtebaulich interessante, aber auch umstrittene Stadt. Sie ist bekannt für das nach griechischem Vorbild l’Agora benannte Zentrum und für die einzige im 20. Jahrhundert in Frankreich errichtete Kathedrale.
Im Laufe der Woche konnte mit dem Besuch von Montmartre, Centre Pompidou, Eiffelturm, La Villette, Quartier Latin und le Marais zu dem geplanten Programm zurückgekehrt werden. Aber auch hier gab es neben der auffällig starken Polizeipräsenz vielerlei Überraschungen: Züge wurden gestrichen oder von Demonstranten auf den Gleisen behindert, das Seine-Hochwasser veränderte die Abfahrtszeiten der Boote und der Besuch des Picasso-Museums musste wegen einer Gewerkschaftsversammlung abgesagt werden. Andererseits kam es unerwartet zu ganz persönlichen Begegnungen und Gesprächen in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Und zur diebischen Freude der Schülerinnen und Schüler gingen nicht sie, sondern die beiden Begleitlehrerinnen im Verkehrschaos verloren, waren aber per Handy schnell neu orientiert.

 

grp2.jpg Vielleicht gerade wegen der besonderen Situation haben die Austausch-Teilnehmerinnen und -teilnehmer reichlich Erfahrungen in puncto Sprache, Gesellschaft, Schule und Familie in Frankreich sammeln können. Diese Eindrücke werden sie unter dem Thema der Begegnung La France qui rit – la France qui pleure‘ zusammenfassen und beim Gegenbesuch der Franzosen im Juni ihren corres‘ vorstellen. Die Austauschgruppe im Wald von Fontainebleau – nicht auf der Suche nach der Bonnot-Bande, die Anfang des letzten Jahrhunderts die Wälder um Paris unsicher machte, sondern im sicheren Abstand zur Großdemonstration gegen den inzwischen zurückgenommenen Ersteinstellungsvertrag CPE.