Im Rahmen eines Schulprojektes zur Erinnerung an die jüdische Geschichte Fürstenaus hatten am 01.10.2024 Schüler:innen der Klassen 13.3 und 13.5 der IGS Fürstenau unter der Leitung der Lehrkräfte Christina Tascke und Tim Wagemester die Reinigung sämtlicher Stolpersteine in Fürstenau vorgenommen. Diese Stolpersteine erinnern an das Schicksal Fürstenauer Bürger:innen jüdischen Glaubens während der NS-Zeit. Trotz widrigem Wetter konnte die Aktion innerhalb von zwei Stunden an den insgesamt zehn Stationen erfolgen, welche sich bei den damaligen Wohnhäusern der jüdischen Familien befinden. Im Vorfeld setzten sich die Schüler:innen im Unterricht mit dem Schicksal der Familie Frank im Speziellen und dem Stellenwert der Stolpersteine zur Erinnerungskultur an die jüdische Geschichte in Deutschland im Allgemeinen auseinander.
Höhepunkt des Projektes war am darauffolgenden Mittwoch, den 02.10.2024, der Besuch von Henry Geisel und Walter Frank aus den USA. Henry Geisel und Walter Frank sind die Nachkommen von Else Frank und ihrem Bruder Karl, welche als einzige aus ihrer Familie die NS-Zeit überlebten und in den USA sich eine neue Existenz aufbauten. Zusammen mit ihren jeweiligen Partnerinnen besuchten die beiden mittlerweile älteren Herren das erste Mal in ihrem Leben Fürstenau, um dem Schicksal ihrer jeweiligen Eltern auf den Grund zu gehen. Bernd Kruse, ehemalige Lehrkraft an der IGS, vermittelte den Besuch. Eine Station hierbei war ein offenes Gespräch mit den Schüler:innen der 13.3 und 13.5 im Forum der Schule.
Insgesamt war das Gespräch von Emotionen und Zuversicht geprägt. Beide Seiten waren sichtbar berührt: die Schülerschaft von der herzlichen Art und der Entschlossenheit der Besucher:innen, sich diesem dunklen Kapitel ihrer eigenen Familiengeschichte zu stellen; der Besuch hingegen von der Schülerschaft von ihrem ehrlichen Interesse am Schicksal der ermordeten europäischen Juden während der NS-Zeit und aktuellen Antisemitismus in Deutschland und den USA. Walter Frank brachte beides auf den Punkt, indem er sagte, dass man Geschehenes nicht mehr umkehren, aber eine bessere Welt gestalten könne. Nicht nur dieser Appell, sondern auch die persönliche Begegnung, welche oft im Alltag und in Diskussionen zu kurz kommt, blieb bei allen Beteiligten nachhaltig in Erinnerung.